Gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit
Erinnerung an Holocaust und 60 Millionen Tote – Hoffnung nicht aufgeben
Schönthal. Josef Heiland, Franz Malterer, Johann Breu und Michael Greil sind nur einige wenige Namen die jährlich im Gottesdienst zum Volkstrauertag von Hans Babl von der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Schönthal verlesen werden. Sie stehen für die mehr als 70 Männer aus der Pfarrei Schönthal, die im 1. und im 2. Weltkrieg gefallenen sind oder als vermisst gelten. Ihnen aber auch den insgesamt fast 60 Millionen Toten der beiden Weltkriege und allen Opfern von Terror, Gewalt und jeglichem „Leid der Vergangenheit und Gegenwart“ wurde in der Gedenkfeier zum Volkstrauertag gedacht. Unter der Organisation durch die Soldaten- und Reservistenkameradschaft Schönthal und Beteiligung der örtlichen Vereine, der kirchlichen und politischen Gemeinde und einer Abordnung der Blaskapelle Döfering unter Leitung von Rudi Zwicknagl wurde dieser am Samstagabend mit einem Gottesdienst und einer Gedenkstunde am Ehrenmal würdig begangen.
Im Gottesdienst ging Pfarrer Alfons Eder eingangs auf die im Evangelium beschriebene Weltuntergangsstimmung – Apokalypse ein. Immer wieder hätten sich Welten aufgelöst und immer wieder neu gebildet. Im Volkstrauertag gedenke man der Opfer von Krieg und Terrorherrschaft und bete für den kleinen und den großen Frieden. Wehrlos wie ein in einem jüdischen Lied besungenes Kälblein, gefesselt auf einem Karren, seien die Juden den Nationalsozialisten ausgeliefert gewesen. Begonnen habe alles am 9. November 1938 mit der Reichsprogromnacht, Synagogen wurden abgefackelt und Geschäfte geplündert. Geendet habe alles mit der Ermordung von 6 Millionen Juden, dem Holocaust als dem größten Verbrechen der Menschheit und fast 60 Millionen Toten. Israel habe sich geschworen, nie wieder Opfer, nie wieder ein wehrloses Kälblein sein und seine Armee hochgerüstet. Nicht zuletzt wegen des 7. Oktober des vergangenen Jahres herrsche unverhältnismäßige Gewalt in Israel. Gefühlt sei Israel dauernd im Krieg. Zu tun habe dies auch mit wachsendem Antisemitismus. Selbst in Regensburg müsse die Synagoge bewacht werden. Nationalismus habe zwei Weltkriege verursacht und doch müsse man sich die Frage stellen, warum Menschen immer wieder politischen Verführern folgten
Nach dem Marsch zum Ehrenmal richtete Rudolf Gilch als Vorstand der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Schönthal das Wort an die versammelte Gemeinde und erinnerte an die Soldaten, Verfolgten und Vertriebenen sowie die zivilen Opfer aller Völker, die in den Weltkriegen oder danach ihr Leben als Flüchtlinge und Vertriebene gelassen haben. Ebenso gedachte er der Opfer von aktuellen Konflikten, Menschen anderer Völker und Rassen, Hass und Gewalt, Terrorismus und Rassismus sowie den Bundeswehrsoldaten die in Auslandseinsätzen ihr Leben verloren haben. Dennoch stehe das Leben unter dem Zeichen der Hoffnung und der Versöhnung unter den Menschen und den Völkern. Die menschliche Verantwortung gelte dem Frieden zu Hause und in der ganzen Welt.
Die Geschichte eines Schönthaler Paares zur Zeit des 2. Weltkrieges verlas Hans Babl. Nur wenige Tage zu Weihnachten 1940 währte das Glück. Standesamtlich getraut hatten sie sich am Heilig Abend und zwei Tage später heirateten sie vor dem Altar. Nach nur weiteren vier Tage musste der Soldat zurück an die Front und kehrte nie wieder zurück.
Zweiter Bürgermeister Jürgen Baier gedachte 120 Jahre nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges und 85 Jahre nach Beginn des 2. Weltkrieges für die politische Gemeinde Schönthal.
Viele Menschen heutiger Zeit könnten nicht nachvollziehen, was Zerstörung und Gewalt, Krieg und Tod für die damaligen Menschen bedeutete. Trotz alles Wohlstands sei die heutige Gesellschaft teilweise unzufrieden, obwohl es Menschen in Ländern gebe, „in denen Krieg herrscht. Kriege, in denen Familien ihr zu Hause verlieren, Eltern, deren Söhne und Tochter, die als Soldaten eingesetzt sind und nicht wissen, ob sie noch leben oder wo sie sich befinden, Menschen ihre geliebten Kinder, Verwandten und Freunde verlieren.“ Bilder in den Medien aus Kriegsgebieten würden kein Ende nehmen. „Lassen Sie uns gemeinsam der gefallenen Soldaten. zivilen Kriegsopfer, den Schicksalen der betroffenen Menschen gedenken und Anteil nehmen an dem Leid der Vergangenheit und Gegenwart.“ forderte Baier auf. Gleichzeitig gelte es sich für Freiheit und Frieden einzusetzen, für eine gerechte Gesellschaft einzustehen und auf Versöhnung unter den Völkern, den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt zu hoffen.
Baier und Gilch legten zur Erinnerung ein Blumengebinde am Ehrenmal nieder. Salutschüsse der Schönthaler Böllerschützen zum Lied vom guten Kameraden, die Bayernhymne sowie die Nationalhymne jeweils von der Blaskapelle gespielt beschlossen die Gedenkfeier. SuRK-Vorsitzender Rudolf Gilch dankte allen, die diese vorbereitet, mitgestaltet und daran teilgenommen haben. Zugleich dankte er den Sammlern und Spendern der diesjährigen Sammelaktion „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.“ an Allerheiligen und ein Sammelergebnis von 685 Euro.